sieger design gestaltet für Jochen Pohl den Schmuckkatalog „Odyssee“ als Reise durch verschiedenste Genres
Tiefe Schwärze und reiche Assoziationen – der zweite Katalog, den sieger design 2007 für Jochen Pohl entwarf, trifft den Betrachter unvorbereitet. Die Edelsteinringe zeigen sich in einem vielschichtigen, oft plakativen Gewebe aus Fotografie, Grafik und Typografie mit abrupten Wechseln zwischen den Stilen. Doch die zeitlosen Schmuckstücke, von Ernesto Mertens fotografiert, bleiben autark. Sie werden auf hochglänzenden doppelseitigen Bildern präsentiert.
Keine Seite erlaubt, sich an einen Gestaltungsstil zu gewöhnen, schon die nächste Doppelseite eröffnet wieder eine neue Aussage. Großformatige Abbildungen der Ringe Jochen Pohls, verfremdete Landkarten und Collagen folgen lose assoziiert aufeinander und werden wie Musikvideosequenzen inszeniert. Aber das keineswegs willkürlich. Das Bild der Reise, bereits durch den Titel „Odyssee“ aufgerufen, bildet die Klammer.
Auf 22 großformatigen Doppelseiten entfalten sich verschiedene Welten, getragen von einem tiefen Schwarzraum. Fantasievolle und unkonventionelle Gedankenspiele verorten das unabhängige Bildwerk zwischen klassischen Mythen, grafischer Kunst und plakativem Magazin-Look. Die Fotografie eines grell rosafarbigen Edelsteinringes kündigt sich zum Beispiel durch die Illustration eines Flamingos auf der Doppelseite zuvor an. Auch ein Zitat aus der Punk-Kultur findet sich: eine großformatige Schädelanatomie ziert fein gestochen mit Glanz-Negativ eine Doppelseite. Aufgeladen wird der Schmuckband durch Zitate aus der Literatur und Musik. Textfragmente aus einem Liebeslied des altgriechischen Dichters Anakreon, aus einem Las Vegas Online-Reiseführer und aus zeitgenössischen Songtexten des Berliner Jazz-Avantgardisten Michael Schiefer erweitern das Thema „Reise“ zu einem mehrdimensionalen assoziativen Raum, in dem keine gedankliche Verknüpfung zu gewagt wäre. Die Wechsel von matt zu glänzend und hell zu dunkel machen den Band zu einem optischen Erlebnis.
Drei Kataloge wurden von sieger design für Jochen Pohl gestaltet und jeder steht für sich. Verbunden sind sie durch ihren unabhängigen und eigenwilligen Stil. Der erste Band war ein leuchtendfarbiges Manifest und wurde mit drei Designpreisen ausgezeichnet. Es zeigte: Jochen Pohls Ringe sind unabdingbar weiblich. Dem verspielten Charakter des Vorgängers setzten die Gestalter in der „Odyssee“ das mythische Schwarz entgegen. Am stärksten wirkt der Kontrast durch das rein schwarze Cover, auf dem der Name Jochen Pohls nur durch eine partielle Hochglanz-Lackierung herausgearbeitet ist.
Die Essenz des Schmuckkatalogs ist das kompromisslose Plädoyer für die Überlegenheit des Schönen, wie es schon die Verse von Anakreon vor Jahrhunderten besangen: „and tried to sing of the feats of hercules, but still the lyre kept singing songs of love ...“.
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